Am 15. November 2023 besuchte Frau Anita Wiegele aus dem beschaulichen Oberkirch im Renchtal die 13. Klasse im Fach Deutsch und trug Mundartgedichte von August Ganther (1862-1938) vor, der als alemannischer Heimatdichter bekannt ist. Zuletzt wirkte dieser als Lehrer in der Lessingschule in Freiburg i. Br.

Frau Wiegele ist als engagierte Rentnerin im dortigen Heimat- und Grimmelshausenmuseum aktiv und hat sich auf alemannische Mundartgedichte spezialisiert. Authentisch und mit einem astreinen Dialekt entführte sie die Schüler*innen sowie ihre beiden Lehrerinnen Anita Lemoye und Larissa Seiffert in die Welt von „Mucke, Rolli, Dub, aweng von sellem und jenem…“

Ihre Gedichtsvorträge waren gespickt mit allerhand "alemannische Vokoble“ und dem originellen Humor des Authors. Trotz unterhaltsamer Inhalte, entlockte die kompakte Mundart den Schülern*ìnnen und auch den beiden Deutschlehrinnen bisweilen überfragtes Stirnrunzeln. Frau Anita Lemoye, die selbst aus dem Schwabenländle stammt, konnte das eine oder andere Mal ein freudiges "Aha!" von sich geben, während Larissa Seiffert, die aus Hannover kommt, die anschließende Übersetzung von Anita Wiegele für den Aha-Moment benötigte.

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In dem Gedicht „E Häkli“, das Anita Wiegele unter anderem vortrug, berichtet Ganther von einem „Kirchli“, das derart von einer Mäuseplage heimgesucht wird, dass der Mesmer zur Eindämmung der lästigen Nager einen Kater anschafft, einen „Rolli“. Zunächst mit Erfolg gekrönt, bis der heilsbringende Kater dann nicht nur die Mäuse sondern auch die Taube („Dub“, verniedlicht das „Düwli“) erlegt, die alljährlich zu Pfingsten zum Kirchenlied „Kumm, heil‘ger Geischt“ symbolisch und fürs Gemüt der Gläubigen durch ein Loch in der Kirchenbühne in den Kirchenraum geflogen kommt. So wird aus einem kleinen Haken („Häkli“) ein ausgewachsener „Hoke“, also ein Haken.

Ganthers Gedichte widmen sich vorrangig der bescheidenen Welt von Menschen, die von alltäglichen Sorgen geplagt sind und den damaligen, vorindustriellen Lebens- und Arbeitsbedingungen von Bauern und ihren Familien. Seine Dichtung wird zu einem lebendigen Ausdruck der alemannischen Landschaftseele und ihrer Bevölkerung.

Am Ende des Vortrags waren die Schüler nicht nur um einige "allemanische" Vokabeln reicher, sondern hatten auch einen Einblick in das faszinierende Leben und Schaffen von August Ganther bekommen.

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