Wie EU-Klimapolitik funktioniert, konnten unsere 10.-Klässler*innen bei einem Planspiel erleben.
Am 9. Mai waren zwei Teamerinnen der Landeszentrale für politische Bildung (lpb) zu Gast an der ANGELL Akademie, um einen ganzen Vormittag lang das Planspiel Green Deal zur EU-Klima-Politik durchzuführen.
Im Umweltausschuss des EU-Parlaments verhandelten die Schüler*innen über Gesetzesvorschläge der EU-Kommission, um den Klimazielen für 2050 ein Schritt näher zu kommen. Dafür schlüpften sie in vorab zugeteilte Rollen realer EU-Parlamentsabgeordneter und mussten als solche im Sinne ihrer Fraktion Argumente und Positionen vertreten, Anträge einreichen, Absprachen treffen und Mehrheiten organisieren – also all das tun, was zur Arbeit von Abgeordneten des EU-Parlaments gehört.
Konkret ging es bei den Verhandlungen darum, wie Elektromobilität staatlich subventioniert wird, ob Atomenergie als grüne Technologie eingestuft wird und ab wann die EU klimaneutral sein soll. Am Ende des Planspiels setzte sich die europäische Volkspartei, stärkste Fraktion aus christlich-demokratischen und konservativen Parteien, mit der Einstufung von Atomenergie als grüne Technologie durch. Außerdem blieben die Subventionen auf Elektromobilität bestehen.
Im Anschluss an das Planspiel folgte eine Reflexion, bei der manche Schüler*innen befanden, dass es zwar ein gutes Gefühl gewesen sei, die vorgegebenen Interessen erfolgreich durchgesetzt zu haben, dass sie aber persönlich nicht hinter den im Planspiel vertretenen politischen Ansichten stünden und sie Atomenergie niemals als nachhaltig einstufen würden – und erfassten damit einen wesentlichen Aspekt von Planspielen: Man erlernt die Fähigkeit, einen Perspektivwechsel vorzunehmen und auch mal Positionen und Wertvorstellungen einzunehmen, die nicht die eigenen sind.
„Es ist ein wichtiger Lerneffekt für die Schüler*innen, dass es in einer Demokratie vielfältige Meinungen und Interessen gibt, die in teilweise anstrengenden Verhandlungen diskutiert werden müssen und an deren Ende häufig Kompromisse stehen. Außerdem sind Planspiele wertvoll, da sie theoretisches Wissen spielerisch vermitteln und somit handlungsorientiertes Lernen ermöglichen. Wenn man einmal über einen ganzen Vormittag die Rolle einer EU-Parlamentsabgeordneten im Gesetzgebungsprozess vertreten hat, vergisst man die Formalitäten und Abläufe und die inhaltlichen Diskussionen über wichtige Themen wie den Klimaschutz nicht mehr so schnell.“, erläutert Gemeinschaftskundelehrer Frederik Pfender, der das Planspiel initiiert hatte. Sein Fazit: „Insgesamt war das Planspiel wirklich ein voller Erfolg, weil die Schüler*innen die Rollen super angenommen und vertreten haben und weil sie Spaß an der Sache hatten, aber auch gesehen haben, wie anstrengend und komplex Politik sein kann.“