Nach dem schriftlichen Abitur ist für viele Schüler*innen der Moment gekommen, in dem der Druck abfällt und eine neue Form des Lernens beginnen kann – freier, forschender, praxisnäher. Genau das erleben derzeit die 13er von Lehrer Christoph Koch im Fach Pädagogik und Psychologie.
In der Einheit zu den Wahlthemen, darunter psychische Erkrankungen, Friedens- und Konfliktforschung sowie Inklusion und Heilpädagogik, hat sich eine besonders engagierte Gruppe etwas einfallen lassen, das weit über den klassischen Unterricht hinausgeht. Mit Rollstühlen und Rollatoren ausgestattet, kamen die Schüler*innen am Vormittag ins Schulhaus – nicht aus medizinischer Notwendigkeit, sondern aus pädagogischem Antrieb.
Ihr Ziel: das Thema Inklusion nicht nur theoretisch zu durchdringen, sondern selbst am eigenen Körper zu erfahren, was es bedeutet, sich mit eingeschränkter Mobilität durch ein Schulgebäude zu bewegen. Der praktische Zugang wurde ergänzt durch kreative Spiele, kleine Selbsterfahrungsaufgaben und Informationsmaterial zu unterschiedlichen Arten von Behinderungen.
Der ganze Tag war geprägt von Offenheit, Neugier und dem ehrlichen Versuch, Perspektiven zu wechseln. Besonders eindrücklich war die Erkenntnis, dass das eigene Schulgebäude alles andere als barrierefrei ist. Türen ohne automatische Öffnung, zu enge Durchgänge, fehlende Aufzüge – wer im Rollstuhl unterwegs ist, stößt schnell an Grenzen.
Und genau diese Erfahrung schärfte bei den Teilnehmenden das Bewusstsein für die Bedeutung von Barrierefreiheit – nicht als optionales Extra, sondern als grundlegende Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie Lernen durch Erleben zu einer tiefgreifenden Auseinandersetzung führen kann.
Inklusion wird hier nicht als abstrakter Begriff behandelt, sondern als greifbare, spürbare Realität, die die Schule und letztlich auch die Gesellschaft verändert – wenn man bereit ist, genau hinzusehen und selbst aktiv zu werden.