Wie formt man eine Idee zu Licht? Im Profilfach Gestaltungs- und Medientechnik (GMT) der TG12 bei Lehrerin Jutta Heitz wurde diese Frage zur Herausforderung – und zum Ausgangspunkt eines komplexen und kreativen Gestaltungsprozesses. Ziel war es, eine eigene Leuchte zu entwerfen und zu bauen, sie in ein stimmiges Corporate Design einzubetten und dabei gestalterische, technische und kommunikative Fähigkeiten zu verbinden.

Das Ergebnis: Eine Reihe eigenständiger, durchdachter Lichtobjekte, die nicht nur leuchten, sondern auch eine Geschichte erzählen.

Die fiktive Aufgabenstellung hatte einen konkreten Hintergrund: Das traditionsreiche Unternehmen Lichthaus Melzer, seit 1967 Anbieter hochwertiger Beleuchtungslösungen in Schorndorf bei Stuttgart, plant zum 60-jährigen Jubiläum im Jahr 2027 eine Produktlinie, die gezielt eine jüngere Zielgruppe anspricht. Im Rahmen eines Nachwuchswettbewerbs wurden die Schüler*innen beauftragt, neue Lichtobjekte zu entwerfen – unter dem Leitsatz: Nachhaltigkeit, Formschönheit, Neues Handwerk. Aber es blieb nicht bei der Leuchte.

Jede*r Schüler*in entwickelte für das eigene Produkt eine vollständige Markenidentität: Logo, Slogan, Visitenkarte, Werbepostkarte, Plakat und Fahrzeugbeschriftung – alles digital gestaltet in Programmen wie Illustrator, InDesign und Photoshop, nach professionellen Maßstäben ausgearbeitet. Auch fotografische Konzepte zur Produktinszenierung wurden entwickelt, inklusive Leitsätzen zur Bildsprache, um die zentralen Markenwerte visuell zu kommunizieren.

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Der Prozess begann mit der Recherche: Wer ist die Zielgruppe? Welche Formen, Materialien und Lichtwirkungen passen zu ihr? Moodboards halfen dabei, ästhetische Richtungen zu definieren. Anschließend entstanden erste Skizzen und 3D-Zeichnungen, oft mit überraschenden Ansätzen: Es gab Leuchten mit multifunktionalen Flächen, schwebenden Lichtelementen oder geometrisch radikalen Formen. Dabei standen stets auch praktische Anforderungen im Fokus – Stabilität, Lichtwirkung, Materialverfügbarkeit und Kosten mussten berücksichtigt werden.

Die Designgeschichte wurde ebenfalls miteinbezogen: Viele Entwürfe orientierten sich an Stilrichtungen wie Bauhaus, Brutalismus oder Minimalismus. Neben gestalterischen Entscheidungen reflektierten die Schüler*innen auch Materialfragen – von recyceltem Holz bis hin zu transluzentem Plexiglas – und dokumentierten diese reflektiert im eigenen Gestaltungshandbuch. Doch so individuell wie dieser Ansatz waren alle Projekte – mal verspielt, mal technisch, mal poetisch.

Die Schüler*innen bewiesen in diesem Projekt nicht nur technisches Können, sondern auch konzeptionelles Denken. Sie versetzten sich in Zielgruppen hinein, entwickelten markentaugliche Produkte, reflektierten über Werkstoffe und deren Wirkung und übersetzten gestalterische Werte in eine visuelle Sprache. Dabei entstand nicht einfach „eine Lampe“ – sondern ein funktionierendes, gestalterisch durchdachtes Gesamtpaket. „Unsere Schüler*innen zeigen, wie Gestaltung heute mehr ist als schöne Formen – sie ist Haltung, Sprache und Verantwortung“, so Jutta Heitz.

Am Ende des Projekts stand eine kleine Ausstellung im Klassenraum – mit Modellen, Plakaten, Markenmaterialien und Präsentationen. "Die Ergebnisse hätten in mancher Designschule Eindruck gemacht!", betonte Jutta Heitz.

Beispiel: „LightUp“ – Reduktion trifft Funktion

Eine dieser Arbeiten stammt von Laslo Diego Steinhart, der seine Lampe unter dem Markennamen „LightUp“ präsentierte. Seine Zielperson ist Franka, 27, freischaffende Künstlerin aus Frankfurt, stilbewusst, urban, mit einer Affinität zu Design und Techno-Kultur.

Für sie entwickelte er eine Leuchte aus milchigem Plexiglas mit indirekten LED-Leuchtstäben – brutalistisch in der Form, minimalistisch im Ausdruck, funktional in der Nutzung. Die Lampe dient zugleich als Lichtobjekt und als Ablagefläche.

Laslos Corporate Design greift diese Sprache auf: Der Slogan „Light up your mess“ spielt mit der Ambivalenz zwischen Chaos und Klarheit. Die Bildsprache folgt drei Leitsätzen: Klarheit der Form, handwerkliche Präzision und nachhaltige Ästhetik.

Das Logo ist typografisch streng, das Plakat betont Reduktion als Zeitgeist, und die Werbepostkarte spielt mit ironischer Distanz.

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