Jutta Heitz, Dipl. Grafik Designerin und Dozentin für Medientechnik und Gestaltung am Technischen Gymnasium der ANGELL Akademie, hatte am FR., den 15.11. einen besonderen Gast für die Schüler*innen der 12. Klasse eingeladen: Harald Knauf, mehrfach ausgezeichneter Produktdesigner und kreativer Tausendsassa. Knauf, der im Laufe seiner Karriere nicht nur als Designer, sondern auch als Erfinder, Texter und Schriftsteller tätig war, eröffnete den Jugendlichen eine spannende Perspektive auf die Welt des Designs und die untrennbare Verbindung zur Kreativität.

Über das Spielen

„Ich habe als Kind immer gerne mit Essen gespielt“, erzählt Harald Knauf und schmunzelt dabei. Das mache ich manchmal bis heute noch, wenn ich zum Beispiel meiner Frau Sandwiches in einer bestimmten Form zuschneide.“ Es ist dieser spielerische Zugang, den er in seiner Arbeit als Designer schätzt und der auch den Einstieg in die Unterrichtsstunde prägt. Hier geht es nicht nur um funktionale Gestaltung, sondern um die kreative Freiheit, die mit einer Idee einhergeht – das Spiel mit Formen, Materialien und vor allem mit den Erwartungen der Menschen.

Der Beginn des Unterrichts vermittelte schon in den ersten Minuten, wie eng Knaufs berufliche Welt mit Neugier und Kreativität verbunden ist. Ein abstrakter Film läuft: Das Innere einer Schüssel wird gezeigt, in die zunächst Cornflakes fallen, begleitet von fein abgestimmten Geräuschen. Doch dann passiert etwas Unerwartetes: Schrauben platschen in die Milch. Die folgenden Essgeräusche, die den Film begleiten, sind so präzise, dass es den Schüler*innen fast so vorkommt, als würden nicht nur Cornflakes, sondern auch Schrauben im Mund landen. Das, was auf den ersten Blick wie ein kurioses Spiel wirkt, verweist sehr subtil auf das Überraschungsmoment und die spielerische Komponente von Design, die oft den Unterschied zwischen gutem und großartigem Design ausmachen.

design1

Knauf verstehen es meisterhaft, die Schüler*innen in ihrer eigenen Welt abzuholen und sie durch diesen kreativen Einstieg für das Thema zu sensibilisieren. Hier wird sofort klar: Design ist nicht nur eine Frage der Ästhetik oder Funktionalität – es geht darum, neue Perspektiven zu eröffnen, Normen zu hinterfragen und Räume für Innovation zu schaffen. Und manchmal ist es eben dieser spielerische Umgang mit den Dingen, der neue Ideen und Lösungen hervorbringt.

Design als Spiegel der Zeit

Knauf schilderte, wie ihn die Produktion eines Zahnmodells für einen frühen Blend-a-med Werbespot prägte. Unter großem Termindruck und ohne moderne Computertechnik, die heute selbstverständlich ist, entstanden die ersten Modelle in mühevoller Handarbeit. Nach explosiven Anfangsschwierigkeiten führte die Werbung zum Erfolg – doch der Wunsch nach mehr gestalterischer Freiheit brachte Knauf dazu, sich selbstständig zu machen.

design2

Seine ersten Erfolge feierte Knauf mit innovativen Kugelschreiber-Designs. Den Schüler*innen demonstrierte er anhand dieses Alltagsgegenstands, wie viel Wissen und Präzision hinter einem scheinbar simplen Produkt stecken: Materialkunde, DIN-Normen, Herstellung von Gussformen, Produktionsprozesse und globale Lieferketten – alles musste bedacht werden.

design5

Dabei wurde auch deutlich, wie stark asiatische Billigproduktionen den Markt dominieren, jedoch auch nachhaltige Alternativen mit höheren Preisen überleben können. Knauf mahnte auch, dass gutes Design nicht ausschließlich von Produktionszwängen diktiert werden sollte: „Wenn das passiert, leidet die Ästhetik – und Design verliert seine Überzeugungskraft.“

design11

design3

Die Coronapandemie hob er als Paradebeispiel für Flexibilität und Einfallsreichtum hervor. Hier entwarf er einen antimikrobiellen Kugelschreiber. Anhand des clinic-Kugelschreibers erklärte Knauf, wie wichtig es ist, marktfähige Produkte bei geringen Ressourcen mit Kreativität auszugleichen und wie bedeutend Patentrechte und Wort-Bild-Marken für den Schutz vor Plagiaten und den langfristigen Erfolg in der Selbstständigkeit sind.

design12

Verpackungsdesign: Bühne für die Produkte

Doch nicht nur das Produkt selbst zählt – auch die Verpackung spielt eine Schlüsselrolle. „Eine Verpackung präsentiert das Produkt, weckt Erwartungen und erzählt seine Geschichte“, so Knauf. Anhand seines antimikrobiellen Kugelschreibers, der in einer originellen Medikamentenverpackung samt Beipackzettel ausgeliefert wurde, zeigte er, wie Verpackungsdesign die Wahrnehmung eines Produkts entscheidend beeinflussen kann. Er machte klar, dass Verpackung weit mehr ist als eine schützende Hülle. Sie ist ein Marketinginstrument, das den Wert des Inhalts steigert und dessen Botschaft transportiert. „Gutes Verpackungsdesign sollte ebenso funktional wie ästhetisch sein“, betonte er. „Es kann Aufmerksamkeit erzeugen, Emotionen wecken und sogar die Kaufentscheidung lenken.“

design9

Die Kunst der Einfachheit und das Streben nach Innovation

Zum Abschluss stellte Knauf eines seiner jüngsten Werke vor: den Mono-Multitop, einen multifunktionalen Kochtopfdeckel. Dieser Deckel vereint Funktionalität und Schlichtheit. Anhand dieses Produkts erläuterte Knauf 40 Elemente der Vorgehensweise bei einer Patenterfindung, quasi als Kreativtechnikkatalog, und betonte die Bedeutung von Detailgenauigkeit und Innovation im Design.

design7

Seine Botschaft an die Schüler*innen war unmissverständlich: Kreativität ist die Grundlage für alles, unabhängig vom Beruf. „Einfachheit ist schwer zu erreichen“, betonte er, „doch sie macht die besten Designs aus.“ Abschließend hob Knauf hervor, wie essenziell es für Kreative ist, auf einem Bein stehen zu können– ein Sinnbild dafür, dass man Durststrecken überwinden muss, in denen spielerische Neugier und Offenheit für Neues entscheidend sind. Diese Haltung, so Knauf, sei nicht nur für Designerinnen, sondern auch für andere Branchen eine Überlebensstrategie in zunehmend umkämpften Märkten.

Die Begeisterung der Schüler*innen war spürbar – sie erhielten nicht nur Einblicke in die Welt des Designs, sondern auch wertvolle Impulse für ihre eigene berufliche Zukunft.

Herzlichen Dank an Herrn Knauf für diese hervorragende Gelegenheit, das Thema Produktdesign so praxixnah und spannend ins Klassenzimmer zu bringen und Frau Heitz, die diese besonderen Unterrichtsstunden möglich gemacht hat.

Datenschutzeinstellungen (Cookies)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige sind essenziell und ermöglichen grundlegende Funktionen, während andere uns helfen zu verstehen, wie Besucher:innen die Website nutzen (Statistik-Cookies). Die Cookies erfassen alle Informationen anonym. Sie können selbst entscheiden, ob Sie sie zulassen möchten oder nicht.