Am Montag, den 26. Mai 2025, wurde in den Räumen A121/A122 der ANGELL Akademie ein besonderer Sprachunterricht angeboten: Im Rahmen des Förderprogramms „Mundart in der Schule“ des Landes Baden-Württemberg war der alemannische Liedermacher und Sprachbotschafter Jürgen Hack zu Gast.

Die Deutsch-Leistungskurse von Anita Lemoye und Stefanie Thoma (beide 12. Jahrgangsstufe, Kurs dtgAN) durften sich in der 5. und 6. Stunde auf eine unterhaltsame Begegnung mit dem alemannischen Dialekt freuen. Jürgen Hack, der sich selbst augenzwinkernd als „Musiker, Opa, Papa und 1a Bobbele“ bezeichnete, nahm die Schüler*innen mit auf eine Reise durch Klang, Kultur und Geschichte ihrer eigenen Region. Mit Liedern, kleinen Theaterszenen, Quizfragen und ganz viel Charme gelang es ihm, die Jugendlichen für das Thema Dialekt zu begeistern.

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Neben seiner musikalischen Ader ist Hack auch als Schauspieler, Autor und Kabarettist aktiv. Er tritt unter anderem im Wallgraben Theater auf und schreibt regelmäßig Kolumnen in alemannischer Sprache. Mit Witz und Tiefgang vermittelt er dort Themen rund um das Leben im Südwesten – immer mit einem Augenzwinkern und nie ohne eine Prise Selbstironie. „Alemannisch isch kei Fremdsproch – des isch e Freud!“, betonte Hack gleich zu Beginn.

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Er erzählte mit viel Witz und Leidenschaft von der Besonderheit der Regionalsprache, ihrer Bedeutung für die Identität und vom Glück, sich in einer Sprache auszudrücken, „wo me’s schreibt, wie me’s denkt“. Seine Botschaft: Mundart ist keine verstaubte Folklore, sondern ein lebendiger Ausdruck von Heimat und Persönlichkeit. Besonders beeindruckend war, wie Hack auch die Geschichte des Dialekts in Baden-Württemberg skizzierte – vom Entstehen des Bundeslandes 1952 bis hin zur Mundartpflege durch Prominente wie SC-Trainer Christian Streich, der bis heute „schwätzt, wie ihm de Schnabel g’wachse isch“.

Dabei wurde klar: Sprache ist mehr als Mittel zur Kommunikation – sie ist auch ein kulturelles Statement. Hack erzählte von seinem Lieblingsbeispiel für gelebte Dialekttreue – Christian Streich, der nie ein Blatt vor den Mund nahm. „Mir goht uff de Platz und kicke!“ – so lautete seine berühmte Antwort auf die Frage, was nach dem Spiel geplant sei. Dass der Journalist daraus ein völlig falsches Zitat im Hochdeutsch machte, kümmerte Streich nicht im Geringsten. „Es isch ihm wurscht gsi.“

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Die Schüler*innen erfuhren außerdem, was ein echtes „1a Bobbele“ ausmacht: in Freiburg geboren, Eltern ebenfalls von hier, getauft mit Dreisamwasser und – so es das noch gäbe – geboren im legendären Elisabethkrankenhaus. Nur wer alle diese Kriterien erfüllt, darf sich in den exklusiven Zirkel der „Bobele“ einreihen. Ein besonderer Reiz lag in Hacks Geschichten über das Spannungsverhältnis zwischen Badenern und Schwaben – ein Verhältnis, das irgendwo zwischen gesunder Rivalität, liebevoller Stichelei und historischem Erbe liegt. „Das Einzige, was uns verbindet, isch der Bindestrich.“ – so brachte Hack die Fusion von Baden und Württemberg im Jahr 1952 auf den Punkt.

Im historischen Kaufhaus in Freiburg wurde damals entschieden, was vielen Badenern noch heute ein Dorn im Auge ist: die offizielle Vereinigung mit den Schwaben. Oder, wie Hack es ausdrückte: „Mir sind kei Schwabe, mir hän nur Pech g’habt bim Zusammekomme.“ Mit einem Augenzwinkern ergänzte er: „Schwabe sind net dumm – die hän bloß manchmal Pech beim Denke.“ Was in anderen Regionen womöglich einen Aufschrei verursacht hätte, sorgte hier im Saal für herzhafte Lacher – zu spürbar war Hacks Liebe zu beiden Seiten dieses „Bindestrich-Landes“.

Im Laufe der Veranstaltung verwandelte sich der Klassenraum in eine kleine alemannische Sprachwerkstatt: Bei einem Begriffs-Quiz durften die Schüler*innen erraten, was ein „Schnäuzerle“ ist, warum ein „Flecker“ nicht unbedingt schmutzig sein muss und wieso ein „Brägele“ besser schmeckt als es klingt. Hack forderte nicht nur zum Lachen auf, sondern auch zum aktiven Mitdenken – und es wurde sogar gesungen.

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Dabei ging es Hack nie nur ums reine Amüsement: Durch den gezielten Vergleich von Dialekt und Hochsprache wurde vielen Schüler*innen bewusst, wie Sprache funktioniert – wie sie Emotionen transportiert, Nähe schafft oder Distanz ausdrückt. So wurde der Dialekt auch zum Spiegel sprachlicher Vielfalt – und letztlich zu einer Einladung, sich bewusster mit dem eigenen Ausdrucksvermögen auseinanderzusetzen.

Für die beiden Lehrerinnen, Anita Lemoye und Stefanie Thoma, war die Veranstaltung mehr als nur eine willkommene Abwechslung vom Schulalltag. „Uns ging es darum, Dialekt als kulturelle Ressource sichtbar zu machen“, so Lemoye. Mundart stärke das Selbstbewusstsein, schaffe Identität – und ermögliche zugleich ein tieferes Verständnis sprachlicher Vielfalt.

Ein herzliches Vergelt’s Gott an alle Beteiligten – und vor allem an Herrn Hack für diesen inspirierenden und humorvollen Zugang zur eigenen sprachlichen Herkunft. Vielleicht heißt es ja bald wieder: „Mir goht uff de Platz – und schwätze!“

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