„Mal schauen, was uns die Katze heute vor die Türe gelegt hat?“ Ein Chart mit einer schwarzen Katze ist an die digitale Tafel der 8b projiziert. „Habt ihr auch eine Katze? Ich habe eine!“, sagt Andi Salzer, der Referent, der am 24. Januar den Workshop zur Drogenprävention an diesem Vormittag leitet. So auf den ersten Blick hat das erst mal wenig mit dem Thema Drogen zu tun. Fragen nach Hobbys der SchülerInnen und Dingen, die man gerne tut, sowie ein paar Ballübungen zur Konzentration öffnen die Türe zu etwas anderem. Die diversen Tütchen auf dem Pult liefern erste Hinweise und werden von den SchülerInnen neugierig beäugt.
Spielerisch erschließt Salzer sich den Zugang zu den Jugendlichen. Zigaretten, Alkohol, Marihuana, Energy-Tabletten, Kokain, Heroin, Crystal Meth – hier wird deutlich, dass es um mehr als nur Drogen geht, sondern um einen einfühlsamen Dialog, der die individuellen Bedürfnisse und Herausforderungen der Jugendlichen berücksichtigt. In dieser sensiblen Lebensphase, in der sie ihre Identität suchen und sich in der Welt zurechtfinden müssen, spielen Drogen eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Andi Salzer ist ein Profi in seinem Metier, das merkt man sofort. Mit jeder Menge Anekdoten aus seiner langjährigen Tätigkeit nicht nur als Workshopreferent, sondern auch als ehrenamtlicher Streetworker in Stuttgart kommt er mit den SchülerInnen ins Gespräch, stellt Fragen, vor allem lässt hinterfragen.
„Du, kommt mal her“, sagt Andi zu einem Schüler, der zuvor von seinen ersten Erlebnissen mit zu viel Alkohol berichtet hat. „Leg dich mal auf den Boden und die anderen hier, stellt euch um ihn herum!“ Und plötzlich wird klar, was es heißen kann, durch zu viel Alkohol keine Augenhöhe mehr zu haben, betrunken ausgeliefert zu sein. Anderen Menschen zum Beispiel, aber auch dem eigenen Körper, der revoltiert, weil es zu Vergiftungen kommt und man bei Bewusstlosigkeit nicht nur sein Erbrochenes, sondern sogar die eigene Zunge verschlucken kann. Die zunächst lustige Simulation verdeutlicht, dass Alkohol „toternste“ Konsequenzen haben kann und die Grenze zwischen Experimentieren und Sucht ein schmaler Grat ist - mit sehr tiefen Abgründen auf beiden Seiten, das wird den Schülern und Schülerinnen der 8b jetzt klar.
Neben Aufklärung geht es aber auch um Selbstverantwortung und soziale Verantwortung in einer Freundesgruppe, Hilfe und Unterstützung. Hinschauen, sich aufeinander einlassen, Probleme erkennen und ansprechen. „Erste Hilfe fängt ganz banal bei der stabilen Seitenlage an, wenn es beim Trinken hart auf hart kommt," sagt Andi Salzer, "dann muss du wissen, dass es 5 vor 12 ist und der Notarzt gebraucht wird." Legal, illegal, Scheissegal!, benennt er provokativ seinen eigenen Workshop und bezieht sich damit auf die offizielle Klassifikation in legale und illegale Suchmittel sowie die Industrie dahinter. „Die wollen doch nicht, dass du cool aussiehst mit ihren Drogen,“ sagt er den Schüler*innen, „du bist denen scheissegal, die wollen nur an dein Geld!“
Damit proklamiert er im Jargon der Jugendlichen, dass auch der Konsum von legalen Drogen wie Zigaretten, Vapes und Alkohol schwerwiegende Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit haben kann. „Alles auf eigene Kosten,“ sagt er, „drum gönnt euch das Nichtrauchen, solange ihr könnt.“
Herr Salzer ist seit dem Jahr 2000 mit ganzem Herzen in der Suchtprävention tätig und kann auf eine beeindruckende Erfahrung von 23 Jahren zurückblicken. Sein Workshop geht über die bloße Vermittlung von Wissen hinaus – er berührt die essenziellen Fragen des Lebens, insbesondere die nach einer Rezeptur für das "Widerstehen und Nein sagen können". Was kann man jungen Menschen an die Hand geben, damit sie nicht im Hamsterrad des Drogenkreislaufes verloren gehen bzw. wie schaffen sie es, dem Kreislauf wieder zu entkommen?
Im Mittelpunkt stehen bei Salzer dabei stets die Grundpfeiler von Stärke, Zielen und Träumen im Leben, die als Schutzschild dienen, um den Versuchungen des Drogenkonsums standzuhalten. Teil des Workshops ist daher auch eine Gruppenarbeit, in der die Klasse konkrete Aufgaben erhält, die das Gelernte vertiefen sollen. Auf Plakaten können die Schüler*Innen visualisieren, was sie besonders stark macht, füllen ihren "Lebenstank" mit persönlichen Zielen und setzen sich kreativ mit den Ärgernissen der Welt auseinander, indem sie Lösungen auf einen Wasserball als Symbol für die ideale Welt malen.
Abschließend und als echtes Erfolgsversprechen schafft der Referent es nicht nur eine wichtige emotionale Verbindung zu der Klasse herzustellen. Er ermutigt sie, ihre individuelle Stärke zu erkennen, ihre Träume zu verfolgen und aktiv Lösungen für die Herausforderungen ihres Lebens zu finden. In seinen Händen wird Prävention zu einer inspirierenden Reise der Selbstentdeckung und des Empowerments für die jungen Teilnehmer.
Ein Dank geht an Siri Mahler, die den Kontakt zu Herrn Salzer hergestellt hat und die beiden Klassenlehrer Frau Lopez und Herr Mozer.
Anmerkung der Redaktion: Stellvertretend durch das Engagement ihrer Lehrerschaft sieht sich die die ANGELL Akademie nicht nur als Vermittler von Wissen und akademischen Fähigkeiten, sondern auch in der Verantwortung für Aufklärungsarbeit zu gesellschaftsrelevanten Themen wie dem Drogenkonsum.